Rotwild (Cervus elaphus)
Rotwildhaltung in landwirtschaftlichen Gehege
Das Rotwild gehört zur Ordnung der Paarhufer (Artiodactyla), zur Unterordnung der Wiederkäuer, zur Familie der Hirsche (Cervidae) in die Unterfamilie Echte Hirsche (Cervinae).
Vorkommen:
Das Rotwild ist ursprünglich ein Bewohner der offenen Landschaft, doch durch die Besiedelung der Menschen musste es sich in Waldgebiete zurückziehen. Unsere größte einheimische Tierart besiedelt heute vor allem größere Waldgebiete im Mittel- und Hochgebirge (z.B. Harz, Eifel, Bayerischer Wald) sowie im Tiefland (Lüneburger Heide).
Erscheinungsbild:
Das Rotwild hat im Sommer ein rötlich-braun gefärbtes Fell, das sich im Winter dunkelbraun bis grau verfärbt. Nur die männlichen Tiere bilden ein Geweih aus, daher werden die Weibchen auch als Kahlwild bezeichnet. Der erwachsene Hirsch hat eine Schulterhöhe von 1,3 m und eine Länge von ca. 2 m. Das durchschnittliche Gewicht beträgt ungefähr 200 kg beim Hirsch und 120 kg beim Alttier (erwachsenes Weibchen). Die Körperentwicklung ist beim Hirsch im 7. Lebensjahr, beim Alttier im 5. Lebensjahr abgeschlossen.
Lebensweise:
Das Rotwild ist ein Rudeltier. Unter Führung eines Leittiers vereinigen sich Alttiere, Schmaltiere (Weibchen im 2. Lebensjahr), Kälber (Junge im 1. Lebensjahr) und zeitweise junge Hirsche zu Rudeln. Erwachsene Hirsche stehen dagegen in kleineren Trupps beisammen und schließen sich nur in der Brunft dem Kahlwild an. Sehr alte Hirsche leben als Einzelgänger oder mit einem sog. Beihirsch und schließen sich ebenfalls dem Kahlwild in der Brunft an.
Tagsüber hält sich Rotwild in den Einständen auf, die es zur Nachtzeit verlässt. Mehrmals am Tag äst es im Einstand oder seiner Umgebung. Die Nahrung besteht aus Gräsern, Kräutern, Baumfrüchten, Rinde, Nadeln und Blättern.
Rotwild beansprucht großen Lebensraum und unternimmt weite jahreszeitliche Wanderungen (Sommer- und Wintereinstände). Aufgrund der starken Besiedelung durch den Menschen sind diese Wanderungen aber kaum noch möglich, woraus sich viele (forstwirtschaftliche) Probleme der Rotwildhege ergeben.
Fortpflanzung:
Die Brunft findet von Mitte September bis Mitte Oktober statt. Das Kahlwildrudel findet sich auf den Brunftplätzen (Wiesen, Felder, Lichtungen) ein und wird vom Platzhirsch gegenüber Kontrahenten abgeschirmt. Das Röhren oder Schreien der Hirsche ist in dieser Zeit schon von weitem zu hören. Brunfthirsche nehmen während dieser Zeit kaum Äsung auf und können bis zu 15-20 kg an Gewicht verlieren. Das einzelne weibliche Tier ist nur 2-3 Tage brunftig und wird vom Hirsch getrieben und beschlagen. Nach Abklingen der Brunftzeit trennen sich die Hirsche wieder vom Kahlwildrudel.
Setzzeit:
Nach ungefähr acht Monaten Tragzeit kommt meist ein Kalb im Juni zur Welt. Die Kälber sind in den ersten Monaten gelblich gefleckt und verfärben im Spätsommer ins dunkle Winterhaar. In den ersten Lebenstagen legen sich die Kälber ab, d.h. sie drücken sich regungslos an den Boden und sind so relativ sicher vor Feinden. Im Rudel hat das Kalb die gleiche soziale Stellung wie seine Mutter. Es wird bis in den Winter gesäugt.
Geweihbildung:
Gegen Ende des ersten Lebensjahres entwickeln sich beim männlichen Kalb knochige Stirnzapfen, die sogenannten Rosenstöcke. Zu Beginn des zweiten Lebensjahres bildet sich ein einfaches Erstlingsgeweih, das nur aus Spießen und ohne Rosen besteht. Es wird im darauf folgenden Frühjahr abgeworfen. Nach dem Abwurf baut sich ein neues Geweih auf, nun aber mit Rosen und mit einer ersten Gabelung, der sog. Augsprosse. Die Endenzahl nimmt dann gewöhnlich von Jahr zu Jahr zu. Es bildet sich die Mittelsprosse, manchmal auch eine Eissprosse zwischen Aug- und Mittelsprosse, das Stangenende teilt sich in zwei (Gabeln) und anschließend in mehrere Enden (Krone).
Während des Wachstums ist das Geweih mit einer behaarten Haut, dem sog. Bast überzogen, der gegenüber Verletzungen sehr empfindlich ist. Nach Ausreifung des Geweihs im Juli/August wird der Bast an Sträuchern und Bäumchen abgestreift (fegen). Das jetzt hervortretende Geweih ist farblos, doch unter dem Einfluss der Pflanzensäfte verfärbt es sich rasch bis dunkelbraun, wobei die Endspitzen durch weiteres Schlagen hell poliert werden.
Für die Altersbestimmung gibt das Geweih keine zuverlässige Aussage, es fließt nur in eine Gesamtbeurteilung mit ein.